11.2. Wie solidarisch ist unsere Gesellschaft?

Reinhard (Reinhard_info) on 11.02.2021

Die Coronakrise zeigt auch auf, wie es um die Solidarität in unserer Gesellschaft steht. Meine Gedanken dazu.

Eine Grundannahme ist, jeder Mensch ist im Kern gut, solidarisch gesinnt. Der Kommunismus ging davon aus, dass nur die Rahmenbedingungen dafür hergestellt sein müssen, dann kommt in jedem Menschen sein guter Kern zum Vorschein. Das hat sich als Irrtum erwiesen.

Nach meiner Wahrnehmung hat der Neoliberalismus diesen guten Kern im Menschen immer weiter zurück gedrängt. Die Ellbogen Mentalität, die Heuschrecken sind immer mehr zum Vorschein gekommen. Nur wer sich mehr um sein eigenes Wohl kümmert, kommt auch voran.

In den kleinen Familiengruppen war Solidarität noch groß geschrieben. Wenn man das Wohl der Gruppe nicht im Auge behielt, ging die ganze Gruppe unter. Heute gilt, jeder ist seines Glückes eigener Schmied.

Nach meiner Einschätzung gab es um 1970 herum noch 10 % der Menschen in unserer Gesellschaft, bei denen Solidarität kein Fremdwort war. Man engagierte sich beim DRK, im Verein, in der Kirchengemeinde. Heute sind es weniger als 5 %! Nur wenn die Not beim direkten Nachbarn offensichtlich ist, schaut man wie geholfen werden kann.

Der Flüchtlingszustrom 2015 hat noch einmal deutlich aufgezeigt, es gibt eine kleine Gruppe solidarischer Menschen, vor allem in den Kirchengemeinden, doch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wurden immer weiter verschlechtert.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen auf, dass bis zu einer Gruppengröße von 50 bis 60 Personen die gegenseitige soziale Kontrolle noch funktioniert (der Familienclan aus der Urzeit des Menschen). Darüber hinaus geht sie verloren. Da wir nicht mehr in diesem Urzustand kleiner Gruppen leben bedeutet diese Erkenntnis für mich, dass wir ein gesellschaftliches Umfeld schaffen müssen, indem Solidarität auch in größeren Gruppen nicht verdrängt wird. Statt Neoliberalismus sollte ein sozial-ökologische Gesellschaftssystem eingerichtet werden.

Back