13.12. Bin mit pax christi nicht zufrieden
Heute kam die neuste Ausgabe der pax_zeit bei mir an. Die Artikel zum Krieg in der Ukraine lösten bei mir starken Widerspruch aus.
Liebe Leute in der Redaktion!
"Wir appellieren an die russische Regierung ... an die ukrainische Regierung, sich für diplomatische Verhandlungen zu öffnen." Warum nicht auch an die Nato und die amerikanische Regierung? Gleich im nächsten Satz heißt es doch "Wir sehen, dass auch dieser Krieg eine Vorgeschichte hat: ..." Doch den Teil der Vorgeschichte, indem die ukrainische Regierung zu Verhandlungen bereit war und erst eine Woche später nach einem Besuch von Boris Johnson diese Bereitschaft schlagartig verschwunden ist, wird ausgelassen. Warum will pax christi nicht alle entscheidenden Aspekte des Konflikts beleuchten?
https://overton-magazin.de/krass-konkret/hat-boris-johnsohn-selenskij-gedraengt-verhandlungen-mit-russland-einzustellen/
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/wagenknecht-dagdelen-ukraine-krieg-russland-100.html
pax christi hat sicher noch bessere Quellen als ich, um die Aussichten auf Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien gut einschätzen zu können. Doch wenn schon unsere Außenministerin Baerbock will, dass Russland "jahrelang nicht mehr auf die Beine kommt", dann sehe ich schon einen großen Anteil der NATO Staaten an der Fortsetzung des Krieges. Also sollte auch an unsere Außenministerin und die Nato Staaten appelliert werden, eine Sprache des Friedens zu benutzen.
"Pazifistisches Selbstbewusstsein wird erschüttert"? Meins jedenfalls nicht, im Gegenteil, die Greul des Krieges in der Ukraine haben mein pazifistisches Bewusstsein nur verstärkt. Warum sät die Redaktion Zweifel am Bewusstsein, statt den Menschen, die unerschütterlich den Pazifismus für den hilfreichsten Weg zum Frieden halten, den Rücken zu stärken? Weil einige Mitglieder noch immer Zweifel am Friedensgebot Jesu haben?
Am 23. Oktober sandte ich folgenden Vorschlag an das Sekretariat. Warum wurde dieser positive Beitrag nicht in die Ausgabe 4_2022 aufgenommen?
Vorschlag für eine Ergänzung des Grundgesetzes § 20 Absatz 4:
Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, ob von innen oder von außen, haben alle Deutschen das Recht zum zivilen Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Erst wenn ziviler Widerstand nicht mehr möglich ist, darf auch militärischer Widerstand ausgeübt werden.
(Violett hervorgehoben sind meine Ergänzungen zum Artikel 20,4)
https://muth-ah.info/pages/topics/24.10.22-zivilen-widerstand-in-die-verfassung.php?p=7
"... und steht solidarisch an der Seite der Ukraine." Da habe ich meine Bedenken. Solidarisch mit den Faschisten in der Ukraine? Solidarisch mit den Oligarchen, die sich durch Ausbeutung ein Vermögen geschaffen haben und damit sogar eigene Armeen unterhalten? Mir sind noch die Berichte der Leihmütter vor Augen, die für westliche Wohlhabende Kinder austragen mussten, um ihr Leben zu finanzieren. Von meiner pax christi erwarte ich doch eine differenziertere Wortwahl als die Übernahme von Worthülsen aus den Hauptmedien.
Nun bin ich gespannt, was Ihr zu meiner "Option für Gewaltfreiheit in heißen Konflikten" schreibt. Mehr zu meiner Position findet Ihr auf meiner Homepage in der Rubrik Frieden.
https://muth-ah.info/pages/gesellschaft/frieden.php?p=7
https://muth-ah.info/pages/topics/25.10.-erste-rueckmeldung-zu-zivile-verteidigung.php?p=7
Unter einem Artikel von Franz Alt in TELEPOLIS hatte ich folgenden Kommentar verfasst:
Lieber Franz Alt! Wenn man nur die beiden Extreme betrachtet, sind Deine Gedanken ja nicht falsch. Doch Pazifismus heißt nicht, sich kampflos zu ergeben. Pazifismus heißt Widerstand leisten ohne Waffen. Darauf muss aber ein Land, eine Gesellschaft vorbereitet sein. Genauso wie sich ein Land, eine Gesellschaft bisher auf militärische Verteidigung vorbereitet. Deshalb gehört Pazifismus für ein christliches Land in die Verfassung geschrieben und nicht 100 Millionen € für Aufrüstung.
Die Ukraine hat sich demokratisch für den gewaltsamen Widerstand entschieden. Deshalb kann ich als entschiedener Pazifist wohlüberlegte Waffenlieferungen tolerieren. Hier nachträglich Pazifismus oder gar Kapitulation zu fordern, halte ich auch für überheblich.
Doch wir können daraus lernen und den Pazifismus zu einem Pflichtfach in den Schulen und Volkshochschulen machen. Dann wäre unser Land in der Lage, sich effektiv und ohne Waffen zu wehren und die für die Rüstung eingesparten Steuergelder nachhaltiger in Bildung, Pflege, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit stecken.
https://muth-ah.info/pages/topics/8.10.-franz-alt-liegt-falsch-mit-seiner-pazifismus-interpretation.php?p=7
-- Mit freundlichen Grüßen Reinhard Muth