3.4. Brief an meinen Bischof

Reinhard (Reinhard_info) on 03.04.2022

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich anlässlich ihrer Frühjahrstagung für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Deshalb fragte ich am 14. März bei meinem Bischof nach, wie er persönlich zu diesem Beschluss steht. Eine Antwort steht bis heute aus.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich anlässlich ihrer Frühjahrstagung für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Deshalb fragte ich am 14. März bei meinem Bischof nach, wie er persönlich zu diesem Beschluss steht. Eine Antwort steht bis heute aus.
Was mich besonders beunruhigt ist, dass in meinen Augen dieser Beschluss der Bischofskonferenz ein Rückschritt in der Positionierung der katholischen Kirche in Deutschland ist. Bei all den Skandalen um sexualisierte Gewalt in der Kirche hatte ich noch die Hoffnung, dass es zwar langsam aber stetig vorwärts geht, hin zu einer geschwisterlichen Kirche. Doch einen Rückschritt in "meiner Kirche" werde ich wohl nicht mehr mit Steuerzahlungen unterstützen. Jetzt hoffe ich, dass sich unser Bischof dem Gedanken von Papst Franziskus anschließt und engagierte Gläubige mit einlädt, zusammen in die Ukraine zu pilgern!

Hier meine Anfragen an meinen Bischof:

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Fürst!

Bisher warte ich vergeblich auf eine Antwort meines Bischofs auf meine Fragen vom 14. März. Ist es so schwierig, Ihre eigene Position zum Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz zu erklären?

Unser Namenspatron im Bistum ist der heilige Martin. Als Namenspatron für unseren Sohn haben wir auch den heiligen Martin gewählt. Martin setzte ein deutliches Zeichen gegen das Militär und für die Armen und Bedrängten. Gerne wüsste ich, wie unser Bistum in den heutigen Krisen diesem Vorbild folgen will?

  • Wird sich das Bistum an die Seite der Deserteure aus der russischen wie der ukrainischen Armee stellen?
  • Wird das Bistum Brücken schaffen, um Deserteuren, wie der heilige Martin es war, einen Weg in eine friedliche Zukunft in unserem Bistum zu bieten?
  • Wären Sie bereit, zusammen mit Papst Franziskus in die Ukraine zu reisen und dort im Sinne des heiligen Martin zu wirken?
  • Wie sehen Sie die Einladungen des katholischen Kirchentags an Musikkorps der Bundeswehr? Ist es ein Beitrag zum Frieden oder ein Beitrag zur Akzeptanz militärischer Verteidigung?
  • Wie stehen Sie zur Forderung eines breiten Bündnisses christlicher und weltlicher Friedensinitiativen gegen den Auftritt der Musikkorps der Bundeswehr beim Kirchentag in Stuttgart?

In der Hoffnung, bald eine Antwort meines Bischofs zu erhalten, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen Reinhard Muth

----------------------------------------------------------

Am 14.03.2022 um 11:04 schrieb R. Muth:

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Fürst!

Auf Seite 2 der Presseerklärung zum Abschluss der Frühjahrstagung der Deutschen Bischofskonferenz ist unten zu lesen:

"Gleichwohl darf die Entscheidung, ob Waffen zur Verfügung gestellt werden, nicht von der konkreten Situation absehen. Rüstungslieferungen an die Ukraine, die dazu dienen, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann, halten wir deshalb für grundsätzlich legitim. Es ist denjenigen, die die Entscheidung zu treffen haben, aber aufgetragen, präzise zu bedenken, was sie damit aus- und möglicherweise auch anrichten. Dies gilt gleichermaßen für die Befürworter wie für die Gegner von Waffenlieferungen."

Gerne wüsste ich jetzt von meinem Bischof, wie er zu diesem Beschluss steht? Haben Sie diesen Beschluss mit getragen oder sehen Sie als Christ noch einen anderen Weg, diesen Konflikt mit geringen Schäden für die Menschen in der Ukraine und für die Menschen in Europa zu beenden?

Ich dachte, ich höre nicht richtig, als ich von diesem Beschluss der DBK erfahren habe. Als Mitglied von Pax Christ engagiere ich mich seit Jahrzehnten für eine friedliche, zivile Konfliktlösung. Und dann fällt uns, fällt mir unsere Kirchenleitung in den Rücken. Wie ist das möglich?

Mit militärischem Widerstand wird die über lange Jahre aufgebaute Infrastruktur des Landes zerstört. Wir können es gerade täglich in den Nachrichten beobachten. Mit Waffen töten sich Brüder und Schwestern in Christo gegenseitig. Ist das eine wirksame Hilfe?

Warum gilt hier nicht: Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füge auch keinem anderen zu? Was bleibt am Ende eines militärischen Widerstands vom Land übrig? Wir müssen doch nur in den Irak, nach Afghanistan, den Jemen, Syrien, Mali und noch vielen anderen Ländern schauen. Wo wurden mit Waffen die Menschenrechte bewahrt oder wieder hergestellt? Warum sind die Gesellschaften, warum sind die Kirchen aus diesen Erfahrungen nicht lernfähig?

Jesus hat es uns vorgelebt: Matthäus 26:52 NBH "Steck Dein Schwert weg!", sagte Jesus zu ihm. "Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen." Es gibt so viele Modelle eines gewaltfreien, zivilen Widerstands. In meinen Augen ist es moralisch unverantwortlich, die Menschen in der Ukraine mit weiteren Waffen in noch größeres Unglück rennen zu lassen. Wo bleiben die Friedenskorps der Kirchen? Wo bleibt das Friedenskorps der Bundesregierung?

https://www.sicherheitneudenken.de/sicherheit-neu-denken-unsere-vision/?

Mit den Waffenlieferungen für die Ukraine und der Aufrüstung der Bundeswehr zerstören wir auch noch unsere eigene Zukunft. Schon die Kriegshandlungen setzen deutlich mehr klimaschädliche Gase frei als alles Handeln in Friedenszeiten. Zugleich fehlt in unserem Land das Geld für wirksamen Klimaschutz, für wirksamen Artenschutz. Die Beschlüsse der Bundesregierung in den letzten Tagen raubt den zukünftigen Generationen die Ressourcen für ein gutes Leben. Ist das moralisch zu verantworten? Besonders wenn die Alternativen spätestens seit 2000 Jahren bekannt sind?

Mit freundlichen Grüßen Reinhard Muth

Back