30.7. Winnenden will Baumpflanzungen in Uganda für die eigene Klimabilanz anrechnen!

Reinhard (Reinhard_info) on 30.07.2021

In der Winnender Zeitung ist heute ein Artikel zum Beschluss des Gemeinderats zu lesen, Baumpflanzungen in Uganda zu fördern und die dadurch entstehenden CO2 Einsparungen in die eigene Klimabilanz ein zu rechnen. Wie sinnvoll ist das denn?

Rettet Uganda die Winnender Klimaneutralität? lautet die Überschrift zu dem Artikel. Meine Antwort im Kommentar unter dem Artikel lautet:

Eindeutig Nein. Wenn die Stadt sich die CO2 Einsparungen durch Baumpflanzungen gut schreiben lassen will, dann muss sich die Stadt auch die CO2 Emissionen anrechnen lassen, die im Ausland für Waren und Dienstleistungen für Winnenden entstehen. Bei der Gas- und Erdölförderung tritt z.B. 25 fach wirksameres Methan aus, das dann auf Öl- und Gasheizungen in der Stadt zusätzlich angerechnet werden müsste.
Noch ein Problem spricht gegen die Anrechnung von Baumpflanzungen auf die Klimaschutz Aktivitäten in Winnenden. Wie wird sicher gestellt, dass Uganda sich nicht auch die CO2 Einsparungen gut schreiben lässt? Der Wald entsteht ja schließlich in Uganda? Das wäre dann doppelt gemoppelt ohne reale Auswirkung auf das Klima.
Die Baumpflanzungen an sich in Uganda sind eine gute Idee. Die reichen Staaten im Norden müssen die ärmeren Länder im Süden bei ihren Klimaschutzmaßnahmen unterstützen. Denn nur wenn alle Länder der Erde die Klimaziele von Paris einhalten, wird der Temperaturanstieg der Atmosphäre gestoppt.

Ein weiterer Gedanke zur CO2 Kompensation im Ausland: Die Klimaschutzziele der Bundesregierung beziehen sich auf das CO2 Budget, das Deutschland noch zur Verfügung steht um das 1,5° Ziel von Paris noch zu erreichen. Kompensation in anderen Ländern nimmt diesen Ländern die Möglichkeit für eigene Kompensationen. Kompensation von Klimagasen ist der moderne Ablasshandel. Statt Kompensation zur Beruhigung des eigenen Gewissens muss echter Klimaschutz vor Ort möglichst schnell umgesetzt werden.

Der Beschluss des Gemeinderats zeigt mir deutlich, wie wenig die Mehrheit im Gemeinderat bisher von den Ursachen der Klimakrise verstanden hat. Nur wenn Winnenden auf eigenem Grund und Boden nur noch soviele Klimagase pro Kopf freisetzt, wie von CO2 Senken pro Kopf auch kompensiert werden, ist das Ziel der Klimaneutralität erreicht. Das gleiche gilt für alle Gemeinden der Erde. Nur gemeinsam werden wir den Temperaturanstieg stoppen können. Sich jetzt einen schlanken Fuß machen und zu Hause dieses Klimaziel zu verwässern zeigt nur, dass die Ursachen der Klimakrise noch nicht begriffen wurden. Ein Umweltreferent, der dies nicht erkennt, gehört schnellstens abgelöst.

Auszug aus dem Artikel:
"Bäume binden CO2. Sie tun dem Weltklima gut. Bürgermeister Norbert Sailer und Umweltreferent Jürgen Kromer sehen diesen Klimaeffekt und wollen die afrikanische Luftverbesserung in die Winnender Klimabilanz einrechnen. Damit ist eine Mehrheit des Gemeinderats einverstanden."

Zum Weiterlesen:
https://www.umweltpakt.bayern.de/energie_klima/fachwissen/286/klimaneutralitaet

https://klima-arena.de/die-klima-arena/klimaneutral/klimaneutral-was-heisst-das/

Der BUND fordert, daß eigene Emissionen und Kompensation getrennt dargestellt werden:

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/klimaneutralitaetsziele-zwischen-ambitionierten-klimaschutz-und-greenwashing/

 

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