7.5. Antwort vom Bischof

Reinhard (Reinhard_info) on 07.05.2022

Gestern ist eine Antwort vom Bischof eingetroffen. Doch meine Fragen wurden nicht beantwortet, sondern nur die Erklärung aus der Pressemitteilung wiederholt. Deshalb habe noch einmal nachgefragt.

Hier ist zuerst meine Nachfrage und danach die zuvor eingegangene Antwort des Bischofs zu lesen:

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Fürst,
sehr geehrte Frau Schieszl-Rathgeb,

leider wiederholen Sie nur, was schon in der Pressemitteilung veröffentlicht wurde. Auf meine Fragen zum Vorbild des heiligen Martins und zu den Deserteuren aus der Ukraine und aus Russland gehen Sie nicht ein. Deshalb hier noch einmal meine Fragen:

  • Bietet das Bistum Kriegsdienstverweigerern, wie es der heilige Martin war, einen sicheren Weg zu uns an?
  • Gibt es eine sichere Unterkunft und Begleitung für Kriegsdienstverweigerer im Bistum?

Bisher habe ich dazu noch nichts gehört und nichts gelesen.

Auch meine Frage nach der Position unseres Bischofs zu den Auftritten von Militärkapellen beim Kirchentag ist nicht beantwortet. Was würde der heilige Martin dazu sagen? Übrigens, der Mantel, den er zerteilt hat, war nach der Legende sein Militärmantel. Er gehörte streng genommen dem Kaiser. Und was macht unser Bischof aus diesem Mantel beim Kirchentag? Statt einer Demonstration gegen Militarismus und für soziale Gerechtigkeit ein nettes Happening?
Papst Franziskus: „Ich schäme mich für die Staaten, die die Militärausgaben auf 2% anheben, sie sind verrückt!"

Zitat aus Ihrer Antwort: "... allerdings kann man den Menschen in der Ukraine das Recht, sich zu verteidigen, nicht absprechen."

Ich kenne niemanden, der das Selbstverteidigungsrecht infrage stellt. Auch ich stelle dieses Recht nicht infrage. Wie kommen Sie darauf, dies den friedensbewegten Menschen zu unterstellen? Es gibt andere Wege, als die der militärischen Verteidigung. Jesus hat uns auf diese Wege hin gewiesen, der heilige Martin ist diesem Hinweis gefolgt. Auch Papst Franziskus zeigt deutlich Wege zum Frieden auf, wie sie für gläubige Christen zu gehen sind.

Es ist für mich schon erstaunlich zu beobachten, dass unsere Bischöfe die Worte der Bibel und des Papstes ignorieren, wenn sie sich dadurch in Widerspruch zu aktuellen Regierungspolitik stellen würden. Gilt das Wort der Bibel, gilt das Wort des Papstes nur, wenn es zu den eigenen Gedanken passend ist???

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Muth

Am 03.05.2022 um 14:35 schrieb Bischof Fürst:

Sehr geehrter Herr Muth,
in einem Schreiben hatten Sie sich an Bischof Dr. Fürst gewandt und um Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine gebeten.
Auf ihrer Frühjahrsvollversammlung, die vom 7. bis 10. März in Vierzehnheiligen stattfand, haben die Bischöfe den Überfall Russlands auf die Ukraine als massiven Angriff auf ein unabhängiges Land in Europa scharf verurteilt. Darüber hinaus haben zahlreiche kirchliche Vertreter/-innen seit Beginn des Krieges immer wieder zum Frieden aufgerufen und Friedensgebete initiiert - allen voran Papst Franziskus, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die EDK-Ratsvorsitzende, Annette Kurschus, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Miron und auch Bischof Fürst. Ebenso beteiligen sich die Kirchen maßgeblich an der Lieferung von Hilfsgütern und der Unterbringung von Geflüchteten. In Stellungnahmen verurteilen die Kirchen den Krieg als völkerrechtlich illegalen Angriffskrieg, der nicht durch die Ukraine provoziert worden ist. Ebenso die Deutschen Bischöfe in ihrer Stellungnahme vom 10.03.22. Dort betonen sie: „Die Invasion in die Ukraine ist auch ein Angriff auf Europa und seine Werte. Demokratie, Freiheitsrechte und Rechtsstaatlichkeit, eine Ordnung des Neben- und Miteinanders der Staaten auf der Grundlage verbindlicher und fairer Regeln – all das verachten und bekämpfen jene, die der Ukraine die Freiheit rauben wollen. (…) Rüstungslieferungen an die Ukraine, die dazu dienen, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann, halten wir deshalb für grundsätzlich legitim. Es ist denjenigen, die die Entscheidung zu treffen haben, aber aufgetragen, präzise zu bedenken, was sie damit aus- und möglicherweise auch anrichten. Dies gilt gleichermaßen für die Befürworter wie für die Gegner von Waffenlieferungen.“
Die Bischöfe haben diese Positionierung wohl überlegt und abgewogen, sehen aber darin keine Alternative zur Verteidigung der Demokratie und der Freiheit in Europa. Dieser Position hat sich Bischof Dr. Fürst angeschlossen. Die Frage nach Waffenlieferungen ist schwierig, allerdings kann man den Menschen in der Ukraine das Recht, sich zu verteidigen, nicht absprechen.
Heute Morgen wurde bekannt, das Papst Franziskus persönlich mit Putin sprechen möchte. Hoffen und beten wir, dass der Papst ihn zum Einlenken bewegen kann. Ich hoffe, ich konnte hiermit Ihre Anfrage ausführlich beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Schieszl-Rathgeb
Persönliche Referentin des Bischofs
Leitung des Bischofsbüros

Back