8.12. Stephan Lessenich "Nicht mehr Normal"
Auf YouTube ist ein Video von der Leuphana Utopie-Konferenz zu finden. Darin diskutieren Maja Göpel und Richard Brecht mit ihrem Gast Stephan Lessenich. Mir hat der Kurzvortrag von Stephan Lessenich und die anschließende Diskussion tiefe Erkenntnisse über den Zustand unserer Gesellschaft gebracht.
Mich beschäftigt zur Zeit, warum all die Erkenntnisse der wissenschaft weder in unserer Gesellschaft noch bei der Politik zu konsequentem Umsteuern führen. In der TAZ wurde das vor Kurzem so erklärt: ""Woher stammt diese Wut aus weiten Teilen der Politik, Medien und Gesellschaft gegen Menschen, die sich für ein allgemein akzeptiertes Ziel einsetzen? Sie kommt aus unserem schlechten Gewissen: Die AktivistInnen führen uns vor Augen, dass der liebgewordene Alltag und unsere eingespielten Routinen uns immer tiefer in der Klimakrise treiben."
Stephan Lessenich erklärt in dem Video von der Konferenz für mich gut verständlich, warum das aus seiner soziologischen Sicht so ist. Dazu gehört neben anderem auch, dass Wissen statt mit einem schlechten Gewissen mit einer Utopie mit guten Gefühlen verbunden sein muss.
Kurzlink zum Video: https://youtu.be/tWSxLO7pbug
Stephan Lessenich (* 1965 in Stuttgart) ist ein deutscher Soziologe und Politiker. Er war von 2013 bis 2017 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und ist seit 2021 Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.
Utopien wachsen lassen – im Sommer 2022?
Die doppelte Verwundung aus Pandemie und Krieg in Europa verunsichert den Blick auf die kommenden Jahrzehnte. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bricht in eine Epochenwende ein, die sich von globaler Gesundheitskrise, Erderwärmung, digitaler Revolution und autoritären Versuchungen herausgefordert sieht. Zeiten des Umbruchs lassen das Alte nicht ganz los und kommen im Neuen noch nicht an. Doch so bedrückend die Gegenwart sein kann, so sehr kann das utopische Zusammendenken zu einem Moment der Freiheit werden, der die nächste Gesellschaft gestaltbar macht.
Wie viel Utopie braucht die Freiheit angesichts planetarer Grenzen, Welt-Unordnung und globaler Ungleichheit? Die Utopie-Konferenz sucht in diesem Sommer nach einem Freiheitsverständnis auf der Höhe der 2020er Jahre. Nach einer Freiheit, die aus den gegenwärtigen Verwundungen lernt und sich auf eine demokratische Zukunftskunst versteht.