8.3. Kleine Insel, große Pläne

Reinhard (Reinhard_info) on 08.03.2022

 "Helgoland. Vor dem Eiland soll das größte Wasserstoff-Projekt Europas entstehen. Der Bürgermeister will damit Kasse machen, aber viele Bürger sind skeptisch. Ein Lehrstück über Aufbruch und Argwohn in der Energiewende" derFreitag.

"Eines der weltweit größten Wasserstoff-Projekte soll auf und um Helgoland herum entstehen. Mithilfe von Hunderten Windkraftanlagen soll aus Wasser grüner Wasserstoff produziert werden, jenes Gas, das für die Energiewende eine zentrale Rolle spielen könnte. Weil damit nicht nur Autos angetrieben und Energie gespeichert, sondern ganze Industrieanlagen dekarbonisiert werden können. Kein Wunder, dass die Bundesregierung sich vom Wunderstoff Wasserstoff viel verspricht und acht Milliarden Euro in verschiedene Förderprogramme investiert hat. 12,1 Millionen Euro davon sind bisher nach Helgoland geflossen, für die „Planungs- und Entwicklungsphase“."

Für mich ist es unglaublich, wieviele Menschen in verantwortlichen Positionen sich von der Gaslobby und der Aussicht auf große staatliche Zuschüsse einfangen lassen. Ist diesen Menschen bekannt, wieviel CO2 erst einmal ausgestoßen wird, um die ganzen Anlagen aufzubauen? Stahl und Zement, der vorerst nicht CO2 neutral hergestellt werden kann? Ist diesen Menschen nicht bewusst, wie schlecht der Wirkungsgrad in der Wasserstoff-Wirkungskette ist? Von den Auswirkungen auf Flora und Fauna um Helgoland möchte ich gar nicht erst sprechen.

Wir müssen als Gesellschaft bis spätestens 2035 das 2° Ziel von Paris eingehalten haben, um die negativen Folgen der Klimakrise noch ausgleichen zu können. Danach bricht das Chaos über uns herein. Doch die geplanten Wasserstoffproduktion soll erst 2035 richtig anlaufen. Bis dahin sind Unmengen an CO2 nur für dieses Projekt freigesetzt statt eingespart worden. Wasserstoff leistet deshalb bis dahin keinen Beitrag zum Klimaschutz, sondern bewirkt das Gegenteil. Die Kipppunkte der Klimakrise werden noch früher erreicht.

Statt Unsummen von Steuergeldern in nachweislich für den Klimaschutz zu spät kommende schädliche Projekte zu verschwenden, könnte der von den Windparks erzeugte Strom direkt ins Netz eingespeist werden und so Kohle- und Gaskraftwerke früher aus dem Netz drängen. Die ganze energieaufwändige und mit großen Verlusten behaftete Umwandlung zu Wasserstoff, die energieintensiv Aufbereitung für den Transport und die ebenfalls mit großen Verlusten behaftete Rückumwandlung in nutzbare Energie bliebe uns erspart. Das wäre dann ein noch rechtzeitig wirksamer Beitrag zum Klimaschutz!

Wir müssen die Stahl- und die Zementproduktion in den nächsten 7 Jahren halbieren, um unsere Klimaziele einhalten zu können. Deshalb muss der Einsatz von Stahl und Beton gut überlegt und alle ökologischen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen sein, bevor solche Projekte gestartet werden und nicht mehr gestoppt werden können.


Hinweis aus noch nicht überprüfter Quelle:

Für das Enron E126, mit einer Installationsleistung von 7,58 Megawatt und einer prognostizierten Jahresproduktion von 13 Gigawattstunden Strom, benötig man:

  • 6000 Tonnen Beton,
  • 650 Tonnen Stahl und
  • 210 Tonnen Verbundwerkstoff für die Rotorblätter.

Für den CO2 Ausstoß bei der Herstellung ergeben sich folgende Werte:

Der CO2-Ausstoß pro Tonne Beton mit 20% Zementanteil beträgt 120 kg (bei 590 Kg CO2 pro Tonne Zement)

Pro Tonne Stahl fallen 1700 kg CO2 bei der Stahlerzeugung an

Bei Verbundmaterial (Kunststoff) entstehen ca. 3450 kg CO2 bei der Herstellung


Inzwischen fand ich das Umweltbundesamt als eine Quelle für in meinen Augen sachlichere Informationen. Demnach spielt eine Offshore Windanlage mit deutschem Strommix (2015) im Durchschnitt schon nach 4,5 Monaten den CO2 Ausstoß bei der Produktion wie beim Rückbau wieder ein. Wird der Strom der WEA zur Erzeugung von Wasserstoff eingesetzt, so beträgt der Verlust Faktor wegen des schlechten Wirkungsgrad mindestens 3. Es dauert also mindestens 3 Mal so lange, bis die schädlichen Treibhausemissionen wieder eingespielt sind = > 13,5 Monate. Da die Anlagen wenigstens 20 Jahre laufen, ist das also ein Beitrag zum Klimaschutz. Wohlgemerkt, es geht hier nur um die Offshore WEAs, nicht um das ganze Wasserstoff Projekt.

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