15.8. Christsein in der LINKEN

Reinhard (Reinhard_info) on 15.08.2021

Nicht jeder Linke muss Christ sein, aber jeder Christ ist eigentlich ein Linker.

"Nicht jeder Linke muss Christ sein, aber jeder Christ ist eigentlich ein Linker."

Dieser Satz von Bodo Ramelow beim Kirchentag in Stuttgart hat mich tief beeindruckt. In den letzten Wochen regen mich einige Artikel in "meiner" christlich kritischen Zeitung Publik Forum an, dazu noch einmal explizit Stellung zu beziehen.

Mir ist bewußt, dass viele Mitglieder der LINKEN Religion und Kirche ablehnen. Und dass nicht zu Unrecht, denn Kirche und Religion hat viel Unheil und Leid unter die Menschen gebracht. Doch es gibt auch positive Erfahrungen wie die Wende in der DDR, die ohne den Schutz der Kirchen in der DDR nicht möglich geworden wäre.

Meine erste Erfahrung mit linken Christen habe ich bei den Blockaden in Mutlangen gemacht. Über Monate, ja Jahre durchgehalten haben diese Blockaden vor allem christliche Gruppen, trotz aller staatlicher Repression. Im Rahmen der christlichen Kirchengemeinden in Welzheim haben wir gleich zwei Busse voll Demonstranten zur Menschenkette Stuttgart Ulm mobilisieren können. Für mich war es nur logisch und konsequent, diese Gedanken der Friedensbewegung auch auf die anderen Seite des eisernen Vorhangs weiter tragen zu können. Im Auftrag und Schutz des katholischen Bischofs von Stuttgart/Rottenburg sind wir jedes Jahr zu Pfingsten als Delegation zu unserer Partnergemeinde in Grünheide in die DDR gefahren.

In "meiner" christlich kritischen Zeitung Publik Forum sind in den letzten Wochen Artikel veröffentlicht worden, die DIE LINKE eher negativ darstellen als als Verbündete. Dazu habe ich gleich drei Leserbriefe verfasst. Am 2.5. ging es um einen herbei geschrieben Generationenkonflikt in der Klimakrise, dem ich widersprochen habe.

Es ist der "Tanz um das goldene Kalb", der unsere Gesellschaft an den Rand des Abgrunds geführt hat. Dieser Tanz wird nach den Regeln eines neoliberalen Kapitalismus getanzt. Diese Regeln bewirken, dass weder für die Pflege, noch für die Bildung, noch für die Infrastruktur genügend Mittel bereit gestellt werden. Zum Wohle der Gewinne der wenigen Reichen muss der Staat bei den Armen sparen. Bisher hat das die Mehrheit der Wähler als so gegeben hin genommen. Doch der "Tanz um das goldene Kalb" zerstört auch unsere Umwelt, unsere Lebensgrundlagen, was jetzt mit den negativen Folgen des Klimawandels auch für die Jungen konkret zu spüren ist. Nach 50 Jahren des Ignorierens der negativen Folgen unserer Lebensweise wachen jetzt immer mehr Menschen auf und wollen neue, Umwelt und sozial gerechte Regeln für unsere Wirtschaft.

Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als ein Reicher ins Reich Gottes gelangt!

Im zweiten Leserbrief geht es um die Regierungskoalition, die am ehesten den Klimaschutz umsetzen wird:

Tatsächlich ist der Systemwechsel bei dieser Bundestagswahl die Kernfrage, die die Wähler entscheiden müssen. Kann mit dem Wachstumszwang, dem auch ein „grüner“ Kapitalismus unterliegt, noch die Erderwärmung gebremst werden oder müssen wir nach einem neuen Wirtschaftssystem ohne Wachstumszwang ausschau halten. Hier könnte die Redaktion mit einem ausführlichen Für und Wider Entscheidungshilfe für die Leser leisten.
Papst Franziskus hat da eindeutig Stellung bezogen „Diese Wirtschaft tötet“. Er hat auch Vorschläge gemacht, in welche Richtung wir unsere Wirtschaft entwickeln müssen, um in Zukunft noch ein „Gutes Leben für alle“ ermöglichen zu können. Genau an diesem Thema arbeitet auch die LINKE als einzige Partei im Bundestag.

Der dritte Leserbrief bezieht sich auf den selben Artikel zur möglichen Regierungskoalition, für die nach Ansicht der Autorin die LINKE nicht in Frage kommt:

Bei „auf anderen Politikfeldern“ ist sicher die Friedenspolitik gemeint. Als Christen haben wir da deutliche Worte von Jesus überliefert bekommen:

Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen! (Mt 26,52)
… biete die andere Wange auch dar … (Mt 5,39)

In der Bergpredigt hat Jesus noch einmal verdeutlicht, wie wichtig ihm Feindesliebe ist:

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben?
Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes?
Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Matthäusevangelium 5,44-48

In meine Augen ist DIE LINKE, die Partei, die am ehesten christliche Werte im Sinne der Bergpredigt umsetzen wird. Deshalb bin ich Mitglied dieser Partei geworden.

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