2. Oktober, Radausfahrt nach Latzow und den Poldern
Heute bin ich eine Stunde später als üblich aufgewacht. In der Regel schlaf ich im Wohnwagen 8 bis 9 Stunden. In der Nacht hatte ich mir auch noch einen kleine Zeh an einer überstehenden Holzplatte am Schrank angeschlagen. Es fühlte sich an wie beim Bruch damals in Griechenland. Ich konnte nur ganz vorsichtig auftreten. Zum Mittag wurden die Schmerzen noch heftiger. Doch in den alten weichen Schuhen, die ich zum Radfahren anziehe fühlte, sich der Zeh dann gut an.
Zum Frühstück schien schon die Sonne durch alle hinteren Fenster herein. Dadurch entsteht ein sehr angenehmes weiches Licht im WW. Da der Vormittag schon halb um war, nutzte ich die restliche Zeit zum Aufräumen, spülen und ausfegen.
Zur Mittagsruhe baute ich sogar vorne das dritte Bett auf, um in der Sonne liegen und schlafen zu können. Später setzte ich mich im Liegestuhl draußen vors Zelt und genoss das Sonnenlicht.
Als die langen Schatten der Bäume mein Vorzelt erreichten, machte ich mich mit dem Rad auf den Weg nach Osten die Küste entlang. Ich hatte kein festes Ziel im Sinn, wollte einfach erkunden, was ich so mit dem Rad erreichen kann. Zum ersten Mal konnte ich dazu die extra für diesen Urlaub an der Küste gekaufte ärmellose Weste nutzen. Sie hält den Brustkorb warm, lässt aber noch Sonne an den Armen zu. Bis Buggenhagen und Jamitzow fuhr ich auf einer normalen Straße. Dann wurde daraus wieder eine Betonplatten Dorfstraße auf der man noch gut mit dem Rad fahren konnte. Es ging durch einen größeren Wald, dem man schon den Umbau zum Laubwald ansehen konnte.
Am Ende des Waldes war ich dann in Katzow. Von dort konnte ich mit dem Rad in die Polder hinaus fahren. Polder sind ehemalige trocken gelegte Moore, die als landwirtschaftliche Flächen genutzt wurden. Durch das Abpumpen und Austrocknen des Bodens ist dieser bis zu 70 cm unter Flußpegel abgesunken. Außerdem hatte sich die Qualität des Bodens arg verschlechtert. Heute werden die ehemaligen Moore wieder vernässte um die Bodenqualität wieder herzustellen. Diese flachen Wasserflächen sind die Polder. Dort wimmelt es von Wasservögel.
Für den Rückweg bog ich in Katzow nach Wangelkow ab. Wangelkow, das Dorf zwischen zwei Seen versprach noch weitere interessante Eindrücke. Schnell verschlechterte sich der Weg zu einem unbefestigten Fahrweg überwiegend im Wald und der zog sich auch noch lange hin. Am Ende gab es einen Parkplatz und eine Wiese an einem der Seen, auf der einige Leute ein Zelt aufgestellt hatten und grillten.
Ich wollte nicht stören und ein anderes Mal mit dem Auto wieder kommen. Da sich der Weg so lang hingezogen hatte, fuhr ich weiter Richtung Jamitzow statt umzudrehen. Jetzt wurde der Weg richtig abenteuerlich. Wohlgemerkt eine Dorfstraße, allerdings eine unbefestigte Sand- und Schlammpiste. Selbst mit einem Auto konnte man hier nur Schritt fahren. Stellenweise musste ich mein Rad schieben. Dank eines Schalters muss ich aber nicht wirklich schieben, sondern laufe neben dem Rad her, das vom Elektromotor im Schritttempo bewegt wird. Ab Jamitzow konnte ich dann zügig mit Rückenwind zurück nach Lassan fahren.
Das Konzert in der Kirche habe ich für diese Radtour ausfallen lassen. Jetzt musste ich noch zügig duschen, Essen kochen, abspülen, Tagebuch schreiben und meine Atemübung machen. Der Tag hat einfach zu wenig Stunden.