3.5. Fünf Friedensregeln

Reinhard (Reinhard_info) on 03.05.2022

In der Sendung Anstöße in SWR1 von heute Morgen hat Elisabeth Schmitter die fünf Friedensregeln von Mahatma Gandhi vorgestellt.

Friedensregeln

von Elisabeth Schmitter, Rottenburg, Katholische Kirche

Frieden ist kostbar. Das begreift man erst so richtig, wenn er bedroht ist, oder verloren wie derzeit im Osten Europas. Frieden ist nie selbstverständlich, er ist immer das Ergebnis von aktiver Bemühung. Von Verhandlungen, von Verträgen, von lebendigen Beziehungen zwischen Ländern und Kulturen. Am Frieden bauen aber auch die vielen einzelnen Menschen, die sich in ihrem Alltag bemühen, gut und fair miteinander umzugehen. Sie schaffen die Basis für eine friedlichere Welt.

Der große indische Pazifist Mahatma Gandhi hat dafür Regeln entwickelt, Friedensregeln. Fünf einfache, ganz konkrete Grundsätze, die auch ich im Alltag immer wieder anwenden kann.

Erstens: Ich will bei der Wahrheit bleiben. Für mich heißt das: Wenn ich erzähle, versuche ich, nicht zu übertreiben. Ich will klar und eindeutig reden und vielsagende Andeutungen vermeiden, die zum Spekulieren einladen.

Zweitens: Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen. Wenn ich daran denke, versuche ich, Ungerechtigkeiten überhaupt erstmal wahrzunehmen. Dazu gehört auch zu sehen, wo ich selbst Vorteile habe gegenüber so vielen anderen: weil ich bisher keinen Krieg erleben musste, weil ich wirtschaftlich gesichert lebe, weil ich fraglos hierher gehöre und mir niemand meine Zugehörigkeit absprechen kann.

Drittens: Ich will frei sein von Furcht. Auch von der Furcht, als Spielverderber zu gelten, wenn ich mich traue, mal nicht mitzulachen oder sogar zu widersprechen, wenn gegen einzelne oder gegen Gruppen gehetzt wird.

Viertens: Ich will keine Gewalt anwenden. Nicht nur körperlich. Ich will auch nicht manipulieren. Niemand bloßstellen oder in Grund und Boden reden.

Und schließlich die fünfte Friedensregel: Ich will in jedem zuerst das Gute sehen. Sogar dann, wenn ich mich auf jemand ‚eingeschossen‘ habe, wie man so verräterisch sagt. Dann brauche ich einen neuen Blick, neue Augen sozusagen. Zum Beispiel die Augen eines Menschen, der diese Person zum ersten Mal sieht.

Die Friedensregeln sind kein Programm, mit dem sich konkrete Politik machen lässt. Dennoch sind sie ein Beitrag zum Frieden. Denn jeder Frieden fängt in den Köpfen und Herzen von Menschen an. Auch in meinem Kopf und in meinem Herzen.

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