9.2. Mindestens 9 kg reines Wasser für 1 kg Wasserstoff

Reinhard (Reinhard_info) on 09.02.2022

Erst vor kurzem bin ich auf eine Zahl gestoßen, die mich sehr nachdenklich macht. Um 1 kg Wasserstoff zu erzeugen, werden 9 kg reines Wasser benötigt. Kommt das Wasser aus einer Meerwasser-Entsalzungsanlage, so sind es sogar 22,5 kg entsalzenes Meerwasser!

Auf der Plenarsitzung am 27. Februar sprach Frau Umweltministerin Thekla Walker von großen Mengen Wasserstoff, die importiert werden müssen. Unter anderem denkt sie dabei an eine Pipeline von Triest. Deshalb habe ich ihr zwei in meinen Augen sehr wichtige Fragen zum Thema gestellt:

Sehr geehrte Frau Ministerin Walker,

anlässlich der Landtagsdebatte um die Wasserstoff Roadmap habe ich mich gründlicher im Internet umgesehen. Dabei bin ich auch auf die Zusammensetzung des Beirats zur Wasserstoff-Roadmap gestoßen. Unter den 23 Mitgliedern habe ich als einzige kritische Stimme die des BUND BW gefunden. Warum ist die Jugend, warum sind nicht mehr Vertreter der Klimabewegung in diesem Beirat?

Hier zwei meiner Gedanken zu dem in der Landtagssitzung nicht Gesagten:1) Mich wundert es, warum es für die Einführung der Wasserstofftechnologie eine Roadmap gibt, für die Halbierung unseres Primärenergiebedarfs aber nicht. Um die Klimaziele von Paris einhalten zu können, müssen wir laut Bundesregierung unseren Primärenergiebedarf bis 2050 halbieren.

Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergieverbrauch#definition-und-einflussfaktoren

Mit welchem Engagement verfolgt die Landesregierung diese zwingend notwendige Reduzierung des Primärenergieverbrauchs? Wo finde ich die Roadmap dazu?

Gerade die Wasserstofftechnologie mit ihrem sehr geringen Wirkungsgrad in der Wirkungskette (von der Primärenergie bis zur Anwendung) erfordert die Bereitstellung zusätzlicher Primärenergie, die bei uns im Land gar nicht erbracht werden kann. Abgesehen davon benötigen die Länder in Afrika regenerative Erbergie doch zuerst für ihre eigene Gesellschaft. Erst wenn in Afrika soviel regenerative Energie erzeugt werden kann, dass Überschüsse entstehen, könnten diese auch für Deutschland genutzt werden. Oder sehen Sie das anders?

2) Mich wundert es, dass der Wasserbedarf für die Wasserstoffproduktion nicht berücksichtigt wird. Um 1 kg Wasserstoff zu erzeugen, werden mindestens (!) 9 kg Wasser benötigt.

Quelle: https://www.gutefrage.net/frage/berechne-wieviel-kg-wasser-benoetigt-werden-um-1kg-wasserstoff-durch-elektrolyse-herzustellen-wie-macht-man-das

Quelle: https://www.tga-fachplaner.de/energietechnik/energietraeger-wasserstoff-wie-viel-wasser-wird-dafuer-benoetigt

Wie kann man eine Wasserstoffproduktion in Ländern rund um das Mittelmeer fördern, ohne die physikalischen Randbedingungen zu berücksichtigen? In der Sahara gibt es kein Wasser, warum also der Vertrag der Bundesregierung mit Marokko? (Und als indirekt Folge davon sind die Gaslieferungen aus Algerien nach Spanien eingestellt worden!) Würde dort das Wasser aus Entsalzungsanlagen gewonnen, dann läge der Wasserbedarf sogar bei 22,5 kg Rohwasser pro 1 kg Wasserstoff.

Das sind nur zwei Beispiele von zahllosen weiteren, die für mich gegen die Wasserstoff-Roadmap der Landesregierung sprechen. In einem Blog sammele ich alle Informationen, die mir zum Thema Wasserstoff über den Weg laufen.

https://muth-ah.info/pages/klima-und-umwelt/energiewende/wasserstoff.php

Ich habe kein Verständnis für diese überschäumenden Aktivitäten der Politik auf allen Ebenen für Wasserstoff, während die dringend notwendige Energiewende in allen anderen Bereichen einschließlich der Halbierung des Primärenergiebedarfs so stiefmütterlich behandelt werden.

Sorgen mache ich mir um die Verschwendung der Steuergelder für aus wissenschaftlicher Sicht erfolglose Bemühungen um Wasserstoff. Haben wir soviel Geld in den jeweiligen öffentlichen Haushalten, dass alle Veränderungen massiv unterstützt werden können oder sollten nicht Schwerpunkte nach Wirksamkeit für den Klimaschutz festgelegt werden und unsere Steuermittel entsprechend den Erfolgsaussichten in den nächsten 10 Jahren eingesetzt werden?

In der Hoffnung, dass weitere kritische Gedanken zur Wasserstoff-Roadmap von Seiten der Klimabewegung im Landtag in Zukunft auch Gehör finden können, verbleibe ich

Beitrag wird fortgesetzt.

Back