31.1. Wasserstoffprojekte im Rems-Murr-Kreis werden weiter gefördert
In einer Mail an Minister Herrmann mit einem Verteiler an möglicherweise interessierte Landtagsabgeordnete fragte ich den Minister nach seiner persönlichen Einschätzung Wasserstoffprojekte für den Klimaschutz:
Sehr geehrter Herr Minister Herrmann,
auf der Titelseite der Backnanger Zeitung werden Sie heute wie folgt zitiert: „Wir brauchen grünen Wasserstoff für die Mobilität der Zukunft. Wasserstoff und synthetisch hergestellte Kraftstoffe sollen eingesetzt werden, wo man sie unbedingt braucht.“ Winfried Hermann, Verkehrsminister in Baden-Württemberg
Gerne wüsste ich, ob Sie wirklich das glauben, was Sie da öffentlich kundtun? Ihnen ist doch sicher schon bekannt, dass Wasserstoff in der Mobilität keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, weil der Wirkungsgrad sehr gering ist?! Umgekehrt formuliert werden viermal so viele Windkraftwerke für Wasserstoff in der Mobilität benötigt als bei direkter Verwendung von Strom für den Antrieb. Soll dieses Wissen hinter der Formulierung "wo man sie unbedingt braucht" versteckt sein? Denn unbedingt benötigt wird Wasserstoff in der Mobilität nicht. Da gibt es schon heute genügend effektivere Lösungen. Oder können Sie mir ein Beispiel nennen, bei dem Wasserstoff die einzige und beste Lösung für den Klimaschutz ist? Welchen Beitrag leistet diese Lösung dann an der Einsparung in der CO2-Bilanz des Landes? Ist es die Steuergelder zur Förderung dieser Technik wert?
Ab wann ist Wasserstoff in Ihren Augen wirklich grün, wirklich klimafreundlich? Wegen des schlechten Wirkungsgrades in der Anwendung von Wasserstoff ist dieser erst dann hilfreich im Klimaschutz, wenn er mit ÜBERSCHÜSSIGEM regenerativem Strom erzeugt wird. Sehen Sie das auch so oder beziehen Sie schon Wasserstoff aus normaler regenerativer Energie unter diesem Begriff ein?
Wenn nicht, warum drücken Sie das nicht deutlich und für jeden Bürger verständlich aus?
Wir werden noch lange keine nennenswerten Mengen an Wasserstoff aus ÜBERSCHÜSSIGER regenerativer Energie erzeugen können. Die geringen Mengen, die es heute schon gibt, werden dringend in der Stahl- und Zementproduktion benötigt. Warum also unterstützen Sie das Bestreben einiger Autokonzerne für die wenig klimafreundliche Anwendung von Wasserstoff in der Mobilität noch Steuergelder zu verschwenden? Diese Gelder sind in meinen Augen viel nützlicher für den Klimaschutz in den schnellen Ausbau der regenerativen Energieerzeugung angelegt (Faktor 4 wie oben beschrieben!).
Mein gesammeltes Wissen und die Erkenntnisse daraus habe ich auf meiner Homepage öffentlich gemacht. Mein Vortrag zu diesen Erkenntnissen hängt dieser Mail an.
https://muth-ah.info/pages/klima-und-umwelt/energiewende/wasserstoff.php
In gespannter Erwartung auf eine fundierte Antwort verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen Reinhard Muth
Letzten Samstag erschien dann im Lokalteil wieder ein Lob auf die Wasserstoffprojekte im Kreis und in Waiblingen. Es verwundert mich schon, wie erfolgreich die Lobbyarbeit der Gasindustrie ist und wie wenig unsere gewählten Vertreter auf die kritischen Stimmen aus der Wissenschaft hören.
Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Sigel,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Hesky!
Im Artikel der WKZ von heute "2023: Wasserstofftankstelle nahe der alten Bundesstraße" preisen Sie erneut die Wasserstofftechnologie als ein Beitrag zum Klimaschutz an. Der Leiter der Stadtwerke wird mit den Worten „Wir sind stolz, als Stadtwerke Waiblingen die Energiewende regional tatkräftig voranzubringen und eine so neue Technologie in unser Portfolio mit aufzunehmen. Wir freuen uns auf das anstehende Projekt“, zitiert. Das Gegenteil ist der Fall, die Energiewende wird nicht voran gebracht, sondern mit der Wasserstofftechnologie ausgebremst. Wann beenden Sie endlich dieses Greenwashing?
Dank des sehr schlechten Wirkungsgrads in der Wirkungskette für Wasserstoff wird für die Mobilität mit Wasserstoff die drei bis vierfache Menge an regenerativem Strom benötigt, als im direkten Betrieb der Fahrzeuge mit Strom, es müssten 3 bis 4 Mal soviele Windkraftanlagen aufgestellt werden als ohne diese Technik. Statt den regenerativ gewonnen Strom in einer wenig effizienten Wasserstofftechnik zu verschwenden, wäre er besser ins Netz eingespeist und damit Kohlestrom und Gasstrom aus dem Netz gedrängt. Die Wasserstofftechnologie verlängert die Laufzeit von Kohle- und Gaskraftwerken und verschlechtert damit die Klimabilanz in der Region. Wollen Sie das wirklich weiter fördern???
Details zum Thema finden Sie in meinem anhängenden Bildervortrag zu Wasserstoff im Rems-Murr-Kreis.
Auch im Wirtschaftsteil der Stuttgarter Nachrichten war ein Artikel "Firmen trommeln für Wasserstoffmotoren" zu lesen. Für mich sieht das alles wieder wie ein konzertierte Lobby-Aktion der Gasindustrie aus, um die Zustimmung zu dieser sehr teuren und wenig klimafreundlichen Technologie hoch zu halten.